Kulturweg "Industriekultur" | Bludenz
Distance2,2 km
Elevation gain16 m
Negative altitude11 m
LevelEasy
Duration0:45 h
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Die Industrialisierung in Bludenz seit dem 19. Jahrhundert steht in engem Zusammenhang mit der Wasserkraft und der Verkehrserschließung. Das Wasser verschiedener Bäche und der Ill wurde bereits jahrhundertelang für Gewerbezwecke genutzt. Seine Entwicklung seit dem Mittelalter verdankt Bludenz vor allem der verkehrsmäßig günstigen Lage. Schon 1830 wurde nach Plänen des bekannten Verkehrsbauers Alois Negrelli eine neue Verbindungsstraße nach Feldkirch gebaut.
Das Zeitalter der Eisenbahn – ein bedeutendes Kapitel im Bereich der Industrialisierung – setzte in Bludenz 1872 mit der Eröffnung der Vorarlbergbahn ein, die bis nach Lindau reichte. 1880 wurde der Bau der Arlbergbahn begonnen – und mit deren Eröffnung 1884 wurde die Bedeutung des Bahnhofs Bludenz massiv gesteigert. Durch den Verkehrsweg Richtung Osten eröffneten sich interessante Märkte, die Betriebsansiedelungen in Bludenz attraktiv machten. Zuvor war die industrielle Entwicklung der Stadt vor allem von einem Unternehmen geprägt gewesen, der 1818 gegründeten Firma Getzner, Mutter & Cie. Bludenz kann vom räumlichen Charakter her als Industriestadt bezeichnet werden.
Die Industrialisierung führte zwischen 1800 und 1920 zu einer Verdreifachung der Bevölkerungszahl auf rund 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner. In diesen Zusammenhang veränderte sich auch der Charakter der im Hochmittelalter gegründeten Stadt beträchtlich. Der Großteil der alten Befestigungsanlage – die Stadtmauer – wurde abgerissen. Es entstanden weitläufige Bahnanlagen, kleinere Arbeitersiedlungen und ganze Arbeiterviertel. Zu diesen zählen vor allem das „Welsche Viertel“ südlich der Heilig-Kreuz-Kirche (das nach den italienischsprachigen Zuwanderer benannt wurde) und die Bahnarbeitersiedlung Mokry.
Start: Fabrik Klarenbrunn, Bludenz
End: Stadthaus 38 (Altstadt), Bludenz
Station 1: Spinnerei Klarenbrunn
Der bemerkenswerteste Industriebau in Bludenz ist die 1886 errichtete Spinnerei Klarenbrunn, ein besonderes Beispiel des englischen Einflusses auf die Vorarlberger Industriekultur. Die Anlage wurde im Auftrag der Firma Getzner, Mutter & Cie. von J. Felber & Co. aus Manchester projektiert. Die Detailplanung erfolgte durch den Bludenzer Baumeister Ignaz Wolf.
Der langgestreckte Backsteinbau mit Pfeilerstruktur ist eines der bemerkenswertesten Beispiele historischer Fabriksbauten in Vorarlberg. Nach dem Achitekturkritiker Friedrich Achleitner handelt es sich um eine Synthese zwischen alten, mehrgeschoßigen Saalbauten und flachen Industrieheds. Hinter der Fabrik errichtete die Firma Getzner, Mutter & Cie. einen Steg über die Ill.
Mit der Errichtung der Fabrik ging auch die Schaffung von Wohnraum für die Arbeiter einher. Zu diesem Zweck wurde die Fabrik Alt-Klarenbrunn erworben und in ein Wohnhaus umgewandelt. Es handelt sich dabei um die Fabrik, die schon 1836 in der Bludenzer Au errichtet wurde. Neben der neuen Fabrik Klarenbrunn entstand eine kleine Werkssiedlung, die bis heute erhalten ist. Das Spinnereigebäude wurde 1992 von der Linz Textil GmbH übernommen. 2017 wurde es von Christian Leidinger gekauft und hat seither eine völlig neue und zukunftsweisende Nutzung erhalten.
Station 2: Innovationszentrum - Ehemalige Uhrenfabrik Plangg und Pfluger
Die 1906 entstandene Uhrenfabrik in der Bludenzer Klarenbrunnstraße ist eine sogenannte Zollgründung. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden für die Einfuhren von fertigen Uhren aus der Schweiz in der Monarchie hohe Zölle verlangt. Deshalb entstand in Bludenz eine Zweigstelle des Uhrenherstellers Adolf Obrecht in Solothurn. Das Gebäude wurde vom Schweizer Architekten Otto Rudolf Stalder im Heimatstil errichtet. Es bot bis zu 130 Arbeitern und Arbeiterinnen Platz. Die Produktion von Uhren in Bludenz erfolgte ab 1924 durch die Firma Plangg & Pfluger. Ihre international bekannten Taschenuhren wurden unter der Marke „Montfort“ vertrieben. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete die Fabrik für die Rüstungsindustrie. Ab 1945 folgte wieder die Uhrenproduktion, bis 1967 waren dies jährlich bis zu 20.000 Taschenuhren und 10.000 Armbanduhren. Nach dem Konkurs wurde die Produktion eingestellt. 1999 wurde das Gebäude von der Prisma Gruppe erworben. Heute ist in der einstigen Fabrik das Innovationszentrum untergebracht.
Station 3: Brunnental: Suchard Areal
Seit fast 200 Jahren wurde der Standort Brunnental im sogenannten Kogenäule von verschiedenen Industriebetrieben genutzt. 1820 begann in der Spinnerei Brunnental die erste industrielle Verarbeitung von Baumwolle im Walgau. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Standort für die Papiererzeugung und die Bindfadenproduktion genutzt. Besonders interessant wurde er nach der Eröffnung des nahegelegenen Bahnhofs 1872. Nach der Eröffnung der Arlbergbahn wurde Bludenz für ein Schweizer Unternehmen, den Schokoladehersteller Suchard, interessant. 1888 begann dessen Tätigkeit in Bludenz als zweite Auslandsniederlassung. 1890 kaufte Suchard die Fabrik Brunnental. 1901 wurde das älteste und bekannteste Markenprodukt, die „Milka-Alpenmilchschokolade“, auf den Markt gebracht und seit 1907 in Bludenz produziert. Ab 1905 ließ die Firma in der Suchardstraße auch mehrere Wohnhäuser errichten. Die Suchard-Fabrik wurde schon 1912 beträchtlich erweitert um den Trakt mit dem Türmchen entlang der Fohrenburgstraße, der heute noch deutlich erkennbar ist. Die moderneren Zubauten auf der Bahnhofsseite entstanden 1968 bis 2000. Ursprünglich ein Betrieb mit 15 Beschäftigten, wuchs die Zahl der Suchard-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf rund 500 an. Das Suchard Lädele ist bei Besucherinnen und Besuchern von Bludenz besonders beliebt.
Station 4: Bierbrauerei Fohrenburg
Der wirtschaftliche Aufschwung in Zusammenhang mit dem Bau der Arlbergbahn förderte 1880 die Entstehung der Bierbrauerei Fohrenburg. Treibende Kraft war Ferdinand Gassner, ein Gesellschafter der Firma Getzner, Mutter und Cie., der den Betrieb mit elf Gesellschaftern begründete. Er hatte schon längere Zeit nach einem geeigneten Standort gesucht, da er den steigenden Bedarf an Bier durch die neuen Bahnlinien erkannt hatte. Schließlich wurde er mit dem einstigen Gasthaus Bad Fohrenburg – einem früheren Badehaus – fündig. Das neu entstandene Dampf-Sudhaus und die innovative Kältetechnik machten die Fohrenburg bei ihrer Eröffnung zur modernsten Brauerei Vorarlbergs. Sie wuchs auch rasch an und wurde bald vergrößert und 1884 mit einer Flaschenabfüllanlage ausgestattet. Gekühlte Bierwaggons machten es möglich, dass der Absatz auch in weiter entfernte Gebiete erfolgen konnte. Neben einem Biergarten entstand auch der größte Veranstaltungssaal von Bludenz. In den 1920er Jahren waren rund 60 Personen in der Brauerei Fohrenburg beschäftigt. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise nach 1929 stieg das Textilunternehmen Getzner, Mutter und Cie. als größter Teilhaber ein, was den Betrieb weiterhin sicherstellte. Nach 1945 erlebte die Brauerei einen Aufschwung, der bis in die 1990er Jahre andauerte. Nach einem Geschäftseinbruch wurde sie vom Rankweiler Getränkekonzern Rauch übernommen. Seither wurde kräftig investiert, zuletzt in den Neubau des Sudhauses 2011.
Das älteste Gebäude der Brauerei Fohrenburg ist die alte Schreinerei. Diese wurde im Jahr 2014 renoviert und bietet Platz für Bierverkostungen in der Brauerei Stuba, das Brauerei Museum und den Brauerei Laden. Besuche sind nach Voranmeldung möglich.
Stadthaus 38
Das Stadthaus 38 in der Bludenzer Werdenbergerstraße ist zwar kein Industriebau, spielt aber in der Geschichte der Industrialisierung der Stadt eine besondere Rolle. Deshalb endet die Kulturroute bei diesem bemerkenswerten Gebäude. In seinem Kern ins 14. Jahrhundert zurückreichend, erlebte dieses Objekt in den vergangenen Jahrhunderten eine bewegte Geschichte. Im 18. Jahrhundert war hier das Gasthaus Kreuz untergebracht. Anfang des 19. Jahrhundert bot Christian Getzner in seinem Kontinentalladen unterschiedlichste Waren an. Das Geschäft lief gut – nicht zuletzt dank der klugen Mithilfe des angestellten Chef-Buchhalters Andreas Gassner. Zusammen mit Geschäftspartner Franz Xaver Mutter wurde dann im August 1818 in diesem Hause der Gründungsvertrag der „Getzner, Mutter & Cie“ (Cie stand für Compagnie) besiegelt. Diese hat das Gebäude in den vergangenen Jahren käuflich erworben und zum 200. Gründungsjubiläum generalsaniert. Das Gebäude zählt zu den bemerkenswerten Bauobjekten der Bludenzer Altstadt, das mehrfach umgebaut wurde. Die Portalrahmung ist mit 1885 datiert und ziert das geschnitzte Portal.
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