800 Jahre erlebbare Geschichte oberhalb von Klösterle am Arlberg
Sie sind gerade auf dem Wäldletobelweg in Klösterle am Arlberg unterwegs? Zu jeder Informationsstation finden Sie untenstehend weiterführende Informationen, Bilder und Zeitzeugeninterviews.
Station 1: Unterwegs auf historischen Spuren
Nachfolgend finden Sie den Verlauf des Wäldletobelweges sowie einen Vorschlag für den Rückweg als Rundwanderung.
Der Wädletobel-Weg hält interessante Fakten und 800 Jahre erlebbare Geschichte oberhalb von Klösterle am Arlberg bereit. Das Herzstück dieses Lehrwanderweges bildet die im Jahre 1997 über einen Steg...
Prähistorische Funde beweisen zwar eine frühe Begehung des Arlbergs, ob sich jedoch schon Menschen dauerhaft in dieser Gegend aufhielten ist fraglich. Pollenanalytische Untersuchungen belegen zumindest eine alpwirtschaftliche Nutzung, die schon seit tausenden von Jahren bestand.
Hinsichtlich der Besiedelung des Klostertales im Mittelalter herrscht jedoch auch einige Unklarheit. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Tal 1218, indem Graf Hugo I. von Montfort die eine der hl. Maria geweihten Kapelle und „den Wald, der gegen den Arle zugeht“ dem Johanniterorden schenkte. Ob diese Kapelle in Klösterle schon vorher, bestand geht aus der Urkunde nicht klar hervor. Die Johanniter stifteten errichteten in der Folge eine Herberge, in der sie Pilgern, Kreuzfahrern und Kaufleuten Unterkunft boten. Die Marienkapelle scheint mit der Zeit zu klein geworden zu seine, weshalb 1332 eine Neubau erfolgte. Die neue Kirche wurde zu Ehren der Mutter Gottes und Johannes des Täufers geweiht, woraus wieder die Bedeutung der Johanniter ersichtlich wird. Mit der Zeit erhielt der Ort seinen Namen „Klösterle“ und das ganze Tal den Namen „Klostertal“. Wie lange die Johanniter in Klösterle wirkten, geht aus den Quellen nicht hervor. Das Klostertal kam nach der Teilung des Hauses Montfort 1258 in den Besitz der Werdenberger, die Montforter verloren womöglich nach dem Verlust ihrer Besitzungen östlich des Arlbergs das Interesse an der Förderung des Hospizes.
In einer Urkunde von 1424 ist von einem „Hochhaus“ (Bezeichnung für ein Amtshaus) die Rede, welches der Lagebeschreibung nach wahrscheinlich das aufgelassene Klostergebäude war. Dieses wird 1509 als „hoch hus by der kirchen“ letztmalig erwähnt. Nach der Chronik von Pfarrer Mathias Sander stand das Johanniterkloster (und somit wohl auch das Hochhaus) unterhalb des Mesnerhauses und seine Ruinen seien bis 1717 sichtbar gewesen. Ein gewisser Ignaz Freytag hätte in diesem Jahre an jener Stelle ein neues Haus gebaut.
Das ehemalige Gasthaus „Johanniterstube“ soll als Wirtschaftsgebäude des Klosters gedient haben und war einst mit dem gegenüberliegenden Haus Nr. 71 durch einen Torbogen (Laube) verbunden. Dieser Bogen wurde 1823 durch den Ausbau der Arlbergstraße abgetragen. In diesem Haus hätten der Verwalter oder Vikar des Hospizes und Spitals gewohnt (im alten Kalendarium aus dem 16. Jahrhundert ist noch von einer Vikarei die Rede). In dem Haus südlich der Straße war auch das herrschaftliche Zollamt untergebracht. Von einer Zollstelle in Klösterle ist urkundlich erstmals 1343 die Rede. Seit dem 17. Jahrhundert war die Familie Friz Inhaber des Zolles, ab 1674 als kaiserliche Zoller.
Station 3: Klostertaler Bergwälder
Europaschutzgebiet Natura 2000
Bereits am Eingang zum Klostertal eröffnet sich dem Betrachter eine imposante und reich strukturierte Berglandschaft – schroffe Berggipfel, steile Wildbäche, spektakuläre Wasserfälle sowie ineinander verzahnte Wälder und Wiesen verleihen dem Klostertal seinen wahrlich einzigartigen Charakter.
Wie ein Band ziehen sich die Klostertaler Bergwälder auf der Sonnenseite des Klostertals von Bludenz bis nach Langen am Arlberg. Vor allem steile Wälder mit reichlich totem Holz und bunte Magerwiesen prägen das Bild. Die „unaufgeräumten Wälder”, in denen abgestorbene Bäume teilweise noch in großer Zahl vorhanden sind, bieten beste Voraussetzungen für eine Vielzahl an hoch spezialisierten Arten. Die prominentesten von ihnen sind wohl die verschiedenen Spechte. Auf den blütenreichen Magerwiesen gedeiht eine Vielzahl an seltenen und teilweise geschützten Arten, wie die farbenprächtigen Orchideen. Auch brummt und summt es hier durch die Betriebsamkeit der Insekten und anderer Kleintiere.
Die enge Verzahnung von naturnahen Wäldern und extensiven Wiesen ergibt einen besonders reichhaltigen Lebensraum für verschiedenste Lebewesen. Von Flechten und Moosen über seltene wärmeliebende Pflanzen bis hin zu gefährdeten Vögeln und scheuen Säugetieren.
Klostertaler Bergwälder
Station 4: Der Verkehr über den Arlberg
Prägung für die Siedlungsentwicklung im Klostertal
Seit alters her ist die heutige Gemeinde Klösterle in besonderer Weise mit dem Verkehr über den Arlberg verbunden. Zollstellen, Gasthäuser und die Betätigung als Säumer und Fuhrleute bzw. das „Schneebrechen“ waren wichtige Elemente der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Ausbau des Arlbergverkehrs führte zur Entstehung jenes Klosters, von dem die Urkunde von 1218 berichtet. Aussagen zum Arlbergverkehr und Siedlungspionieren vor dieser Zeit könnten nur anhand von archäologischen Untersuchungen getroffen werden. Es liegt nahe, dass die Beachtung, die der Arlberg ab dem 13. Jahrhundert erfuhr, zu einer Zunahme des Verkehrs und zum Ausbau des Weges führte. In Hall wurden in jener Zeit neue Salzlagerstätten gefunden, was den Salzhandel und den Ost-West-Verkehr förderte. Ein Ausbau des Arlbergwegs und die erste Einhebung von Wegzoll werden 1312 erwähnt.
Dieser mittelalterliche Fahrweg über den Arlberg konnte im Rahmen von archäologischen Untersuchungen zwischen 2005 und 2008 sowie 2011 teilweise freigelegt werden. Mittlerweile führt ein Wanderweg über die historischen Spuren.
Trotz des Ausbaus der Wege bliebe eine Überquerung des Arlbergs besonders im Winter gefährlich. Um in Not geratenen Reisenden Hilfe zu bieten, errichtete Heinrich Findelkind 1386 nach dem Vorbild anderer Alpenpässe eine Herberge auf dem Arlberg. Schon in den ersten sieben Jahren konnten er und seine Helfer 50 Menschen das Leben retten. Um das Hospiz fertig stellen und eine Kapelle errichten zu können, wurden Almosensammler ausgesandt, welche Spendengelder lukrierten. Die Gönner wurden ab 1393 mit ihren Wappen in eigene Wappen- und Botenbüchern eingetragen, von denen drei erhalten sind. Papst Bonifaz IX. unterstützte wie auch zahlreiche Bischöfe die Sammler und stellte 1398 einen Ablassbrief aus. Entgegen der landläufigen Meinung bestand im Mittelalter jedoch keine Bruderschaft („fraternitas“) zu St. Christoph.
Die Fahrstraße über den Arlberg existierte etwa bis 1500 und sank dann wieder zu einem Saumweg herab, weil der Weg über den Fernpass zunehmend bevorzugt wurde. In den folgenden Jahrhunderten erfuhr der Arlbergverkehr einen Rückgang, wenngleich der Saumverkehr von beträchtlicher Bedeutung blieb. In Klösterle erinnerte der sogenannte „Wartesstall“ bis zu seinem Abbruch vor einigen Jahren an diese Zeit des Saumverkehrs über den Arlberg. Eine weitere Aufgabe der Bewohner von Klösterle und Stuben war das sogenannte „Schneebrechen“. Schon seit dem Mittelalter wurde der Weg über den Arlberg nach Möglichkeit auch im Winter offengehalten. Bei entsprechender Lawinensicherheit musste eine für Fußgänger, Saumtiere und Schlitten zur Verfügung stehende Trasse angelegt werden. Dafür konnte in Klösterle und Stuben ein sogenanntes „Bruchgeld“ eingehoben werden.
Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts befand sich der Weg über den Arlberg in schlechtem Zustand. Alle Bemühungen um einen Ausbau waren bis dahin erfolglos geblieben. Erst Kaiser Joseph II. war aus politischen und militärischen Überlegungen an einem Ausbau der Arlbergstraße interessiert. In seiner Regentschaft wurde 1782 ein entsprechendes Projekt ausgearbeitet und 1785 der Weg soweit instandgesetzt, dass er durchgehend mit Wagen befahrbar war. Oberhalb von Stuben entstand durch Sprengungen eine neue Trasse beim sogenannten „Posteck“. Bald nach der Eröffnung wurde 1796 eine regelmäßige Postverbindung mit einem Postreiter und ab 1818 mit einer Fahrpost eingeführt. Die Bemühungen um den Ausbau der Arlbergstraße fanden ab 1822 ihre Fortsetzung.
Station 5: Wildbach- und Lawinenverbauung
Einfluss der Gebirgslandschaft auf das Verkehrswesen
Auch international gesehen ist der Einfluss der Gebirgslandschaft auf das Verkehrswesen in kaum einer anderen Region so deutlich spürbar wie im Klostertal. Besondere Herausforderungen stellten die naturräumlichen Voraussetzungen beim Bau der Arlbergbahn 1880 bis 1884 dar, mussten dabei doch zahlreiche Viadukte und Tunnels in der Routenführung angelegt werden. Während die Bahnbaujahre von keinen außergewöhnlichen Wetterereignissen geprägt waren, machte sich spätestens 1888 angesichts gewaltiger Schneemassen und zahlreicher Lawinenabgänge das Ausmaß der Gefahr bemerkbar.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist in mehr als 130 Jahren die Wildbach- und Lawinenverbauung im Klostertal weiterentwickelt worden. An keinem anderen Ort ist dies so deutlich sichtbar wie an den Hängen oberhalb von Langen am Arlberg, besonders am sogenannten „Blasegg“. Hier befindet sich europaweit eines der bedeutendsten Gebiete und eine Art Freilichtmuseum für die Entwicklung der Lawinenverbauung, was sich in Systemen wie dem „Arlberg-Schneerechen“ zeigt. Etliche Männer aus der Gemeinde Klösterle waren einst bei der Lehnenpartie beschäftigt, deren Aufgabe im Schutz der Bahnanlagen bestand. Für diesen wurden etwa im Winter Schneedämme errichtet, während im Frühjahr und Sommer Felsen geräumt und Verbauungsmaßnahmen instandgesetzt wurden. Die naturräumlichen Voraussetzungen haben nach 1884 im Bereich von Klösterle zahlreiche Trassenänderungen mit sich gebracht. Mit dem Großtobel-Tunnel und dem Wildentobel-Tunnel wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg weite Teile der Trasse untertunnelt. Die alte Bahntrasse dient heute als Wanderweg. Im 21. Jahrhundert erfolgte der letzte Teil mit dem Blisadona-Tunnel, womit auch die Wäldlitobel-Brücke – eine Art „Wahrzeichen“ von Klösterle – heute nicht mehr befahren wird.
Station 6: Bau der Arlbergbahn
Klösterle war maßgeblich von der Arlbergbahn geprägt
Die ersten Pläne für die Errichtung einer Eisenbahnverbindung über den Arlberg reichen in die 1840-er Jahre zurück. Besonders der Feldkircher Industrielle und Handelskammerpräsident Carl Ganahl setzte sich vehement für den Bau einer Bahn ein, die Vorarlberg und Tirol miteinander verbinden sollte. Konkrete Planungen hinsichtlich der Streckengestaltung und –ausführung begannen in den 1860-er Jahren und erhielten durch den Bau der Vorarlberger Bahn, die von Lindau bis Bludenz reichte, zusätzlichen Auftrieb. Was folgte, war ein acht Jahr dauerndes Ringen – eine „parlamentarische Leidensgeschichte“ – wie es ein Autor formulierte. Verschiedene Varianten der Trassenführung wurden konzipiert und wieder verworfen, bis schließlich die Lösung eines Tunnels zwischen Langen und St. Anton den Vorzug erhielt. Die Gesetzesvorlage zum Bau der Eisenbahnverbindung zwischen Innsbruck und Bludenz wurde 1880 vom Reichsrat sanktioniert und durch Kaiser Franz Joseph unterzeichnet.
Baudirektor der Arlbergbahn war der 1836 in Wien geborene Julius Lott. Er verstarb jedoch schon 1883, eineinhalb Jahre vor der Beendigung der Arbeiten (an Tuberkulose, nicht wie vielfach behauptet durch Selbstmord). Die 136,6 Kilometer lange Bahntrasse von Innsbruck nach Bludenz wurde in eine 72,8 Kilometer lange Talstrecke Innsbruck–Landeck, eine 27,7 Kilometer lange Ostrampe Landeck-St. Anton, eine 10,3 Kilometer lange Scheitelstrecke St. Anton-Langen (den Arlbergtunnel) und eine 25,8 Kilometer lange Westrampe Langen-Bludenz unterteilt.
Die Arbeiten für den Arlbergtunnel wurden in St. Anton am Arlberg und Langen am Arlberg bereits im Juni 1880 aufgenommen. Der Durchbruch des Richtstollens im Arlbergtunnel gelang am 19. November 1883, wesentlich früher als geplant. Im letzten Baujahr erfolgte vor allem der Bau der Rampenstrecken, bis schließlich am 3. September 1884 erstmals ein Zug die Strecke von Landeck nach Bludenz befahren konnte. Die feierliche Eröffnungsfahrt durch Kaiser Franz Josef erfolgte am 20. September 1884 und bereits am darauffolgenden Tag begann der planmäßige Betrieb der Arlbergbahn.
Mindestens ebenso wichtig wie die landschaftlichen Veränderungen, welche der Bau der Arlbergbahn mit sich brachte, sind die sozialen Einschnitte, die mit dieser Großbaustelle einhergingen. Die Zahl der beim Arlbergtunnel auf der Seite von Langen beschäftigen Arbeiter erreichte im Oktober 1883 einen Höchststand mit 2.689 Mann. An der Westrampe zwischen Langen und Bludenz betrug der Spitzenwert im Juni 1884 4.829 Mann. Zum Vergleich hatte die Bevölkerungszahl von Klösterle 1869, also ein gutes Jahrzehnt vor Baubeginn, gerade einmal 526 Personen betragen. Aus diesen Zahlen kann man die gewaltigen Herausforderungen herauslesen, denen sich die Bevölkerung der Gemeinde angesichts der Tunnel- und Bahnbaustelle stellen musste. In Langen entstand eine eigene Arbeitersiedlung aus Wohnhäusern und Baracken. In Stuben, Klösterle und Danöfen wurden ganze Arbeiterfamilien in Privatquartieren untergebracht. Das wirtschaftliche Leben florierte nicht zuletzt durch die Eröffnung zahlreicher Gasthäuser und Kneipen.
Station 7: Wäldletobel-Brücke
Wahrzeichen des Ortes
Die 1880 bis 1884 erbaute Arlbergbahn besticht durch ihre Kunstbauten. Aufgrund der naturräumlichen Voraussetzungen im Klostertal und Stanzertal mussten zahlreiche Brücken, Tunnels und Viadukte angelegt werden. Diese prägten heute das Landschaftsbildung in besonderer Art und Wiese. In Klösterle ist gerade die Wäldletobelbrücke aufgrund ihrer Lage und Sichtbarkeit zu einer Art „Wahrzeichen“ des Ortes geworden. Der halbkreisförmige Brückenbau überspannt in 114 Metern Breite und 56 Metern Höhe die Wäldletobelschlucht. Die Brücke wurde mit heimischem Bruchstein-Mauerwerk errichtet. Das hierfür notwendige Holzleergerüst fand in späterer Folge Verwendung für den Bau des Schulhauses in Klösterle. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Handwerkskunst beim Bau der Arlbergbahn. Im Bereich der Brücke befand sich einst die Haltestelle Klösterle. Die Bahnstrecke wurde vor etwas mehr als 20 Jahren in den Blisadonatunnel verlegt.
Station 8: Wäldletobel-Schlucht
Benannt nach einem kleinen Wald
Die Geologie des Tales ist durch eine markante, tektonische Grenzlinie charakterisiert, die von Osten her südlich der Talsohle bis nach Dalaas verläuft und sich hier gabelt. An der Nordseite des Tales erheben sich die imposanten Kalke der Nördlichen Kalkalpen, während südlich das kristalline Gestein der Zentralalpen (Silvrettadecke) die Landschaft der Verwallgruppe prägt. Mehrere Längstäler entstanden an dieser geologischen Grenze, von denen das Klostertal im äußersten Westen liegt.
Die Alfenz, die in Stuben am Arlberg aus der Vereinigung von Rauzbach und Stubenbach entsteht, durchfließt das Klostertal bis zu ihrer Mündung in die Ill zwischen Bludenz und Lorüns. Ihre zahlreichen Zuflüsse entlang der Talflanken haben ein starkes Gefälle; teilweise haben sich markante Wasserfälle herausgebildet. Das Wäldletobel mit seiner Schlucht ist dafür ein beeindruckendes Beispiel. Außerdem prägen zahlreiche Bergseen die alpine Landschaft, von denen der Spullersee und der Formarinsee die bekanntesten und größten sind.
Der nach einem kleinen Wald benannte Wildbach ist vor allem wegen des Viadukts bekannt, über den früher die Arlbergbahn führte. Die Schlucht kann heute begangen werden. Nach Murgängen kann das Tobel zu einem reißenden Wildbach werden und in kurzer Zeit massive Zerstörungen anrichten. Zuletzt war das 2010 der Fall.