Paul Coelho schreibt in seinem Buch „Auf dem Jakobsweg“, Pilgern ist eine spirituelle Reise nach Innen. Aber was ist das Innere? Wo lande ich, wenn ich dahin reise? Diese Frage stellen sich wohl alle Pilger, die mit dem Gedanken spielen, sich das erste Mal auf den Weg zu machen. Auch ich dachte viel drüber nach, was die Weitwanderung wohl in mir verändern würde. Ich plante, grübelte und plante weiter. Und dann wollte ich nicht mehr nachdenken, wollte einfach losgehen. Und das tat ich dann auch. Im April verließ ich meine Heimatstadt München und wanderte quer durch Österreich, die Schweiz und Frankreich bis nach Santiago de Compostela in Spanien.
Den Beginn einer so langen Fußreise bestreitet man nicht ohne Zweifel. Habe ich auch nichts Wichtiges vergessen? Will ich wirklich dreieinhalb bis vier Monate lang Tag für Tag wandern? Machen meine Schuhe und meine Füße die rund fünf Millionen Schritte mit? Doch je länger ich unterwegs war und je mehr Tagesetappen ich wanderte, umso weiter fort flogen alle diese Gedanken. Mit der Zeit ging ich völlig im Rhythmus meiner Schritte auf, konnte die Sinnlichkeit der Natur spüren und mich völlig auf mich konzentrieren.
Kurz nachdem ich den höchsten Punkt auf meinem Weg, den Arlberg, bezwungen hatte, traf ich im Klostertal eine ältere Dame. Sie musste in mir einen Pilger erkannt haben. Sie sprach mich an und wir kamen ins Gespräch. An das, was sie später zu mir sagte, kann ich mich heute noch erinnern: „Ob eine gewöhnliche Weitwanderung zu einem Pilgerweg wird, entscheidet allein der Mensch, der ihn geht. Wenn du dich darauf einlässt, führt dich eine Pilgerreise nicht nur zu einem besonderen Ort, sondern vor allem zu dir selbst.“ Dann bot sie mir für die Nacht ein Bett in ihrem eigenen Haus an. Ich nahm an, froh mich nach der anstrengenden Tagesetappe nicht zuerst umsehen zu müssen. Auf ihrem Bauernhof bekam ich ein herrliches Abendessen serviert – Kalbsfleisch aus eigener Aufzucht mit traditionellen Knödeln und Gemüse aus dem Garten vor dem Fenster. So herrlich hatte ich seit Langem nicht gegessen. Zum Nachtisch tranken wir gemeinsam einen guten Tropfen Wein und probierten Bergkäse von einer Klostertaler Alpe. Die Beschwernisse der letzten Tage waren nach diesem Mahl vergessen.
Etwas schwermütig brach ich am nächsten Tag auf. Doch schon wenige Tage später traf ich zwei andere Pilger, die einen Großteil des weiteren Weges und interessante Gespräche mit mir teilten. Und am Ende des Sommers stand ich vor meinem Ziel, der Kathedrale von Santiago de Compostela.
Auch heute noch bin ich überwältigt von meinen Gefühlen, wenn ich an diesen Augenblick meiner langen Reise zurückdenke. Doch wenn ich mir nur einen Moment aussuchen könnte, den ich noch einmal erleben möchte, ich würde den Abend auf dem Bauernhof im Klostertal in Österreich wiederholen. Die Gastfreundschaft der Bäuerin und ihrer Familie, die interessanten Gespräche über Gott und die Welt und das wunderbare regionale Essen werden mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Denn der Jakobsweg begleitet dich weiter, auch nach deiner Reise.
Wir freuen uns auf das Wiedersehen!
Ab 15. Mai dürfen wir unsere Gäste in den Gastronomiebetrieben wieder mit Kulinarik verwöhnen und ab 29. Mai öffnen unsere Gastgeber ihre Unterkünfte.
Wir treffen gerade alle nötigen Vorkehrungen für Ihre und unsere Gesundheit - damit Sie den Bergsommer entspannt genießen können.
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