2 Erwachsene

Zimmer 1

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Meine Unterkunft

2 Erwachsene

Stadtflair & Naturgenuss
in der Alpenstadt Bludenz

  • Mittelpunkt von fünf Tälern
  • Kultur und Geschichte spüren
  • Bewegung in der Natur
  • Marktplatz für Entdecker

Zeit für Entdeckungen.
Gemeinsam im Brandnertal.

  • Aktiv Natur erleben
  • Wertvolle Familienzeit
  • Regionale Kulinarik genießen
  • Vielfalt auf kleinem Raum

Intensive Naturerlebnisse
im Klostertal spüren

  • Bergwelten spüren
  • (Wasser-) Plätze zum Innehalten
  • Individuelle Freiräume entdecken
  • Sportlich unterwegs am Fuße des Arlbergs

Genussvolle Gelassenheit
im Großen Walsertal

  • Naturjuwele des Biosphärenparks entdecken
  • Loslassen, ankommen, staunen
  • Regionale Köstlichkeiten probieren
  • Herzliche Gastgeber kennenlernen

Zimmer 1

Klostertaler Klettersteig am Fallbach

An der gewaltigen Fallbach Wand mit Erbauer Roland Vierhauser

Meine Blicke schweifen über das schroffe Gestein. Die gewaltige Felswand über mir scheint schier endlos zu sein, genauso endlos wie der Abgrund, der sich unter mir auftut. Das einzige was genauso grenzenlos erscheint, ist der atemberaubende Blick über das sagenhafte Klostertal und die gewaltigen Gipfel, die sich hinter meinem Rücken auftürmen. Nur die Königin der Gipfel – die Rote Wand – hält sich noch vor mir versteckt und wartet darauf, bis ich ausreichend an Höhe gewonnen habe, um in den Genuss ihres Anblickes zu kommen. Im Gegensatz zu meinem Begleiter Roland Vierhauser von Seilarbeit Austria – Erbauer und Erhalter des Klettersteigs – hänge ich heute das erste Mal in der Fallbach Wand. Roland hängt hier nicht nur im Sommer rum, sondern hat den Wasserfall – oder besser gesagt den Eisfall – auch schon im Winter erklommen. An der Fallbach Wand gibt es nämlich eine der längsten Eistouren Österreichs. Die Tage mit guten Eisverhältnissen werden allerdings von Jahr zu Jahr weniger. Doch dieses Unterfangen ist rein den Profis überlassen. Der Klostertaler Klettersteig am Fallbach hingegen ist zwar absolut nichts für Anfänger, aber für Hobby Kletterer wie mich ein wahrhaftiges Erlebnis! Umso spannender ist diese Unternehmung, wenn man sie zusammen mit Bergführer Roland erleben darf – denn interessantes Insider-Wissen und Hintergrundinformationen kommen bei unserer gemeinsamen Tour definitiv nicht zu kurz!

Roland Vierhauser ist Berg- und Skiführer aus Leidenschaft – besonders im Winter ist er in der alpinen Wildnis am Arlberg zu Hause. Während er früher noch viel in den Westalpen unterwegs war, widmet sich der Familienvater im Sommer mittlerweile vor allem dem Industrieklettern und baut somit u.a. Klettersteige. In nur acht Tagen hat das fünfköpfige Team rund um Seilarbeit Austria die gewaltige 600 m Wand in ein Abenteuer für Klettersteigfans verwandelt. Mit all meinen Kräften versuche ich mich entlang der Felswand zu schlängeln. Eine leicht überhängende Passage fordert mein ganzes Können – kurz vor der nächsten Seilklemme beginnt mein Herz zu pochen, schnell hänge ich einen Karabiner nach dem anderen um. Phu, geschafft! Auch wenn ein Sturz im Klettersteig so oder so fatal wäre, fühle ich mich jedes Mal etwas erleichtert, wenn ich an einer weiteren Seilklemme angekommen bin und das Klettersteigset umgehängt habe. Unvorstellbar wie Roland und sein Team in dieser gewaltigen Wand hingen – und zwar bevor Stahlseile und Griffe die nötige Sicherheit boten. Roland erinnert sich zurück an das Jahr 2018: „Damals während dem Bau verlief alles reibungslos. Wir sind wirklich ein eingespieltes Team. Aber natürlich haben wir auch Vorkehrungen für unsere eigene Sicherheit getroffen. Zuerst wurde die gesamte Linie mit Statikseil verlegt. Nicht nur dafür, dass wir uns selbst irgendwo sichern konnten, sondern auch als Fluchtweg, z.B. bei aufziehenden Gewittern.“ Den Abgrund betrachtend schauert es mir kalt über den Rücken, wenn ich nur daran denke diese Wand fluchtartig verlassen zu müssen. Eine schnelle Fluchtmöglichkeit oder einen Notausstieg gäbe es hier sowieso nicht, umso wichtiger ist die richtige Tourenplanung vor allem in Bezug auf die Witterung. Gerade bei Gewittern wäre der Aufenthalt entlang eines Stahlseiles in einer Felswand äußerst problematisch. Doch dies kann uns heute zum Glück nicht passieren, denn Roland hat bestes Wetter bestellt.

Wieder fasse ich mich am Seil, ein Tritt auf eine der wenigen Eisenstufen hilft mir über eine schwierige Passage. „Habt ihr denn das ganze Material hier hochgetragen?“, frage ich Roland. Doch dies wäre wohl eher utopisch. Bei dem Klettersteigbau hat natürlich ein Helikopter geholfen. Insgesamt wurden vier Material Depots eingerichtet, von denen die Werkstoffe dann von oben nach unten zu den dafür vorgesehenen Sequenzen transportiert wurden – doch detailliertere Einzelheiten über den Bau kann ich Roland nicht entlocken – schließlich sprechen wir hier ja sozusagen über Firmengeheimnisse.

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Die gesamte Fallbach Wand erstreckt sich über eine Höhe von mehr als 600 m und eine Breite von ca. 1.400 m von Dalaas (Winkel) bis Braz. In dieser mächtigen Wand gäbe es wohl viele Möglichkeiten, eine Linie zu ziehen. Wie kam man darauf ausgerechnet hier, wo wir gerade klettern, den Klettersteig zu errichten? „Im Vorfeld hat man bereits mögliche Linien in der Theorie festgelegt“, sagt Roland, „siehst du diese Stelle dort oben?“, Roland zeigt auf einen Bereich im Klettersteig, „diesen Abschnitt bauen wir im Winter ab, da der Schneedruck zu groß wäre. Und genau nach diesem Faktor wurde u.a. auch die Linie gewählt. Anhand von Winterfotos konnten wir erkennen, wo am meisten Schnee liegt und somit am meisten Druck herrscht. Diese Stellen haben wir natürlich versucht zu umgehen.“ Auch wenn vorher viele Details durchdacht und geplant wurden, wird die finale Linie an Ort und Stelle entschieden, verrät Roland. Dies geschah beim Klettersteigbau im Mai 2018. Im April fand allerdings noch ein anderer „Feldzug“ statt: „Zu zweit seilten wir uns durch die komplette Fallbach Wand ab, um zu prüfen, ob unsere vorher festgelegte Linie realisierbar ist. Das Gestein ist gut, aber es ist trotzdem eine riesige Wand. Hier herrscht immer Bewegung!“ Die Fallbachwand besteht aus Dolomitgestein, welches nah mit Kalk verwandt ist. Dieses Karbonat-Gestein gilt als äußerst kletterfreundlich. Das kommt mir natürlich gerade zu Gute, denn der Steig schlängelt sich vor allem entlang der Felsformationen und verzichtet meist auf unnötige Eisenhilfen. Der Charakter des Klettersteigs ist somit sehr natürlich. Hier steigt man nicht auf Eisentreppen empor, sondern nutzt den natürlichen Fels mit seinen Rissen und Kanten, um sich fortzubewegen.

Plötzlich spüre ich Tropfen! Regnet es? Besorgt blicke ich in den Himmel, doch außer strahlendem Blau und ein paar Vögel, welche ihre Kreise ziehen, kann ich nichts erkennen. Keine Spur von Regen. „Das kommt vom Wasserfall.“, erklärt Roland, „wir nähern uns nun meinem Lieblingsabschnitt – dem See Spray. Je nach Windrichtung kann man hier bei viel Wasserführung schon mal ein paar Tropfen abkriegen.“ Angesichts der warmen Temperaturen ist das wirklich sehr erfrischend. Wir kommen zu einer gemütlichen Rastbank, bei der wir eine Pause machen und die Aussicht in das Klostertal genießen. Allmählich werden immer mehr Dörfchen sichtbar – anfangs sah man nur Dalaas, nun hat man schon fast das ganze Tal im Blick. Im weiteren Verlauf kommt man dem Wasser sehr nah und kann beobachten, wie sich die Rinnsale förmlich am Felsen herunterschlängeln. Der Klostertaler Klettersteig am Fallbach hat seinen Namen wahrlich verdient. „Das ist allerdings nicht zu jeder Jahreszeit so.“, merkt der Bergführer an, „Jetzt haben wir gerade eine Schlechtwetterperiode hinter uns. Ansonsten kann es zu dieser Jahreszeit schon mal sein, dass der Wasserfall kaum Wasser führt. Deshalb empfehle ich den Klettersteig besonders im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze noch im Gange ist. Nicht nur der Wasserfall zeigt sich dann von seiner schönsten Seite, sondern auch die farbenfrohe Blütenbracht im Fels – das überrascht die meisten!“

Auch wenn der Steig noch so schön ist, kommt bei mir langsam Erschöpfung auf. Nach der ersten Hälfte glaubt man am Ende des Steiges zu sein, aber dann kommt plötzlich von oben noch eine Fallbach Wand daher. Nach See Spray haben wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte und kommen zum Dirty Shoe Comer – Abschnitt 4. Ich frage mich warum dieser Abschnitt diesen Namen bekommen hat – macht man sich hier die Schuhe dreckig? Doch nach einigen Metern erblicke ich die Namensgeber – Schuhe! An der Wand hängen zwei Paar Dirty Shoes, gesichert mit einem Seil an einem Haken. Ob diese wohl auch zu jeder Saison wieder neu angebracht werden? Wem die Schuhe wohl gehören? Weiteres fällt mir noch ein weiteres Detail auf: Es scheint so, als wäre der Steig mal ein Stück weiter rechts verlaufen. Hier steckt noch Stahl im Felsen. „Hier verlief der ursprüngliche Klettersteig,“, erläutert Roland „nach der ersten Saison gab es einen Zwischenfall, weshalb wir den Klettersteig vorerst wieder schließen mussten und im Anschluss ein Stück verlegt haben.“ Was könnte diese Sperre ausgelöst haben? Wieder zeigt Roland auf eine Stelle, allerdings nicht im Klettersteig, sondern mehr als hundert Meter entfernt. „Dort oben gab es einen massiven Felssturz.“, informiert Roland. Doch wie kann ein Felssturz in dieser Entfernung Schäden am Klettersteig anrichten? „Etwa 100 m von der Anlage wurden durch Steine, welche durch einen Aufprall zersplittert wurden, beschädigt. Der Schaden war schnell repariert, doch wir stellten uns die Frage: Wie gehen wir mit dieser geologischen Problemstelle um?“ Der Klettersteig wurde daraufhin gesperrt. Geologen inspizierten die Fallbach Wand und die Entscheidung zu einer Sprengung wurde getroffen. Nachdem der problematische Felsabschnitt gesprengt wurde, wartete man noch einen Winter ab. Nach zahlreichen weiteren Inspektionen von Geologen und Industriekletterern wurde der Klostertaler Klettersteig am Fallbach im Jahr 2020 wiedereröffnet. Seitdem gab es keine Zwischenfälle mehr. Trotzdem kann es im alpinen, felsigen Gelände natürlich immer vorkommen, dass Steine herabfallen. Deshalb ist es wichtig immer einen Helm zu tragen.

Mit einem großen Tritt steige ich weiter hoch, die Bäume und das Gebüsch am Ende des Steiges rücken immer näher. „Jetzt hast du es bald geschafft“, sagt Roland. Mein Begleiter kennt den Klettersteig wohl in und auswendig. Wie oft er ihn wohl schon begangen hat? „Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen“, erwidert Roland, „ich bin immer mal wieder hier – entweder arbeitstechnisch, bei Übungen von der Bergrettung, als Bergführer mit Gästen oder privat mit meinen Kindern.“ Wow, die Kinder von Roland schaffen schon diesen gewaltigen Klettersteig! Doch was passiert, wenn es jemandem zu viel wird? „Das Gute bei dem Steig ist, dass die schwierigste Stelle gleich am Beginn ist. Hier wird gleich aussortiert. Wenn sich jemand überschätzt hat, hat er noch die Möglichkeit umzudrehen und diese Möglichkeit nutzen auch viele.“ Das ist wirklich eine gute Eigenschaft eines Klettersteigs, denke mich mir. Deshalb ist es umso wichtiger, sich selbst gut einzuschätzen und mit dem nötigen Respekt an eine solche Unternehmung zu gehen. „Lasst euch Zeit! Erholt euch in den flachen Stellen, damit ihr für die steilen Passagen genug Kraft habt. Es gibt viele einladende Rastplätze, nutzt sie! Das ist meine Botschaft an alle.“, sagt Roland als wir die letzten Meter erklimmen. Oben angekommen genieße ich noch kurz den Ausblick, bevor es im Ausstieg in den Wald geht. Und da ist sie auch endlich – die Rote Wand. Aus dieser Perspektive wird auch sofort klar, warum sie Rote Wand heißt. „Geschafft!“, schnaufe ich erleichtert. „Noch nicht ganz.“, sagt der Bergführer. „Geschafft ist es immer erst dann, wenn man wieder zu Hause ist.“ Während dem Abstieg erinnere ich mich an Rolands Worte, denn dieser hat in sich! Auch hier ist immer noch volle Konzentration gefordert. Unten angekommen verabschiede ich mich von Roland Vierhauser und seinen spannenden Geschichten.

Autorin: Angelina Holzer

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